Majid Bekkas
In seinem Heimatland Marokko ist der Oud- und Guembri-Virtuose, Gitarrenprofesor und Sänger längst ein Star. Über seine Zusammenarbeit mit Archie Shepp, Louis Sclavis, Flavio Boltro oder Klaus Doldinger findet Majid Bekkas seit ein paar Jahren auch den Weg in die europäische Jazz-Szene.
Abdelmajid Bekkas wurde in Salé, Marokko geboren, wo er noch heute lebt. Er studierte klassische Gitarre und Oud am Konservatorium für Musik und Tanz in Rabat. Parallel dazu tauchte Bekkas in Blues und Soul ein, leitete als Sänger, Gitarrist und Keyboarder in den achtziger Jahren seine eigene Formation und gründete in den Neunzigern die „Gnaoua Blues Band“.
In die Gnawa Musik wurde er über die Jahre von Meister Ba Houmane aus Salé eingeführt. Gnawa entstand im sechzehnten Jahrhundert, als, während der Eroberung des Sudan, Ahmed El Mansour Dahbi die ersten kulturellen und wirtschaftlichen Bande zwischen Timbuktu und Marrakesch knüpfte. Obwohl es sich um eine weltliche Musik handelt, werden ihr von Essaouira bis Marrakesch immer noch mystische Heilkräfte zugesprochen, was leicht nachzuvollziehen ist, wenn man bedenkt, wie sehr uns Bekkas’ Stimme und seine Guembri-Klänge betören und in ihren Bann ziehen können.
Bekkas musikalisches Universum wird genährt von all den unterschiedlichen Welten, in die er bisher eingetaucht ist: Dazu gehören auch der Jazz, mit Pionieren wie Peter Brötzmann, Sophia Domancich, Louis Sclavis oder mit Ramon Lopez, Paul Rodgers und Paul Dunmall (seinen Partnern im Sala Quartett), und die Weltmusik, z.B. mit „Diwan“ (Camel Zekri) und „Ya Salam“ (Sara Alexander).
Seit 1996 ist Bekkas als künstlerischer Leiter des Festivals „Jazz aux Oudayas“ in Rabat tätig.
Für „Passport to Morocco“ verschaffte Bekkas dem deutschen Saxophonisten und Komponisten Klaus Doldinger die notwendigen Kontakte zur aktuellen Szene Marokkos und brachte die besten Musiker des Landes mit ihm zusammen. Durch seine Mitwirkung an dem 2006 erschienenen und mit dem German Jazz Award ausgezeichneten Album sowie an der großen Jubilee-Tour zu Doldingers 70.Geburtstag (mehr als 50 Konzerte vor annähernd 100.000 Besuchern) ist Bekkas einem großen Publikum bekannt geworden.
Bekkas Offenheit und seine einzigartige Fähigkeit, Modernität und Geschichtsbewusstsein kompromisslos miteinander zu verbinden, befreien seine Musik von der Fessel der Zeit.
Nguyên Lê
„So wie er spielt niemand Gitarre“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung über Nguyên Lê, den ersten ACT-Exklusivkünstler überhaupt. Den 1959 in Paris geborenen Sohn vietnamesischen Eltern ist einer der vielseitigsten und eigenständigsten Gitarristen – weit über den Jazz hinaus, geprägt von den unterschiedlichsten Einflüssen wie asiatischer Musik, Modern Jazz, Fusion oder Classic Rock.
Der 1959 geborene französische Gitarrist Ngyuên Lê ist in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Jazzmusiker: In Paris geboren und lebend stammt er aus einer vietnamesischen Familie, deren Tradition er sich stark verbunden fühlt. Erst mit 15 begann der Autodidakt mit Schlagzeug spielen, griff aber bald darauf zur E-Gitarre.
Den Einstieg ins professionelle Musikgeschäft startete er 1983 mit der afro-karibischen Ethno-Band „Ultramarin“. 1987 wurde der Ausnahmegitarrist dann in die französische Jazz-Kaderschmiede, das Orchestre National du Jazz berufen – der Startpunkt für eine beeindruckende Karriere: Mit seinen ersten Alben unter eigenem Namen zu Beginn der 1990er Jahre erspielte sich Lê eine immer größer werdende Hörerschaft.
Als er 1993 sein Deutschlanddebüt als Mitglied des Jazzpãna-Ensembles gab, war die Jazzgemeinde hierzulande von den Saiten-Künsten Lês überwältigt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb: „So wie er spielt kein anderer Mensch Gitarre!“. Dies hörte auch ACT-Chef Siggi Loch und Nguyên Lê wurde zum ersten Exklusivkünstler seines Labels.
Bis heute hat Lê zwölf Alben als Leader auf ACT veröffentlicht. Er hat mit beinahe allen bedeutenden europäischen Jazzern und vielen berühmten amerikanischen Kollegen gespielt. Ebenfalls wurde er regelmäßiger Solist der WDR Bigband. Als unermüdlicher Arbeiter gründete er außerdem mehrere Bands und Ensembles, von denen das Trio E_L_B (mit Peter Erskine und Michel Benita) und sein “Jimi Hendrix Project” die wohl bekanntesten und erfolgreichsten sind.
Seine große Liebe zum Rock findet sich auch auf seinem aktuellen Album „Songs of Freedom“ wieder. Hier interpretiert Lê auf unnachahmliche Weise Klassiker von Cream, Led Zeppelin und Janis Joplin. „Ich bin eine personifizierte Fusion der Kulturen,” sagte Lê einmal, und tatsächlich verbindet seine Musik die verschiedensten Formen, Stile und Elemente auf einzigartige Art und Weise. Von Flamenco, über Musik des nahen Ostens, des Orients und Asiens, Lê verschmelzt diese Kulturen und bindet sie in einen Jazz-Rahmen ein. Der Begriff „Weltmusik“, allzu oft sinnentleert für Fusion jeder Art benutzt, findet mit Ngyuên Lê seine wirkliche Bedeutung.
Hamid Drake
Hamid Drake wurde 1955 in Monroe, Louisiana, geboren. Als er noch ein Kind war, zog seine Familie nach Evanston, Illinois, als ein älterer Musiker aus Monroe namens Fred Anderson mit seiner Familie ebenfalls nach Evanston zog. Hamid begann, in lokalen Rock- und R&B-Bands zu spielen, wodurch Fred Anderson schließlich auf ihn aufmerksam wurde.
Drake arbeitete von 1974 bis 2010 mit Anderson zusammen und wirkte unter anderem an Andersons 1979 erschienenem Album The Missing Link mit. Bei Fred Andersons Workshops lernte der junge Hamid Douglas Ewart, George Lewis und andere Mitglieder der Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) aus Chicago kennen.
Ein weiterer bedeutender Perkussionseinfluss auf Drake, Ed Blackwell, stammt aus dieser Zeit. Hamids fließende rhythmische Ausdrucksformen und sein Interesse an den Wurzeln der Musik brachten gleichgesinnte Musiker in einem Aufführungs- und Ausbildungskollektiv namens Mandingo Griot Society zusammen, das traditionelle afrikanische Musik und Erzählungen mit deutlich amerikanischen Einflüssen verband. Karriere. Don Cherry, den Drake 1978 zum ersten Mal traf, war ein weiterer ständiger Mitarbeiter. Nachdem er Don Cherry kennengelernt hatte, reisten Hamid und sein Schlagzeuger-Kollege Adam Rudolph mit ihm nach Europa, wo sie die innere Landschaft der Perkussion erkundeten und tief in Mr. Cherrys Verständnis für die spirituell unendlichen Transformationsmöglichkeiten der Musik eintauchten. Drake arbeitete von 1978 bis zu Cherrys Tod im Jahr 1995 intensiv mit ihm zusammen.
Drake war zusammen mit Foday Musa Suso und Adam Rudolph einer der Gründer der Mandingo Griot Society. Zu seinen weiteren häufigen Partnern gehören der New Yorker Bassist William Parker, der Saxophonist David Murray, der Komponist und Schlagzeuger Adam Rudolph, der deutsche Free-Jazz-Saxophonist Peter Brötzmann und der Schlagzeuger Michael Zerang. Drake bei einem Auftritt mit Iva Bittová in Moskau im Januar 2014.
Hamid Drake, der inzwischen auf der ganzen Welt tourt und Aufnahmen macht und überall gefragt ist, hat mit Don Cherry, Pharoah Sanders, Fred Anderson, Herbie Hancock, Archie Shepp, William Parker (in zahlreichen Besetzungen), Reggie Workman, Yusef Lateef, Wayne Shorter, Bill Laswell gespielt und/oder aufgenommen, David Murray, Joe Morris, Evan Parker, Peter Brotzmann, Jim Pepper, Roy Campbella, Sabir Mateen, Rob Brown, Marilyn Crispell, Johnny Dyani, Dewey Redman, Joe McPhee, Adam Rudolph, Hassan Hakmoun, Joseph Jarman, George Lewis, John Tchicai, Iva Bittová und fast alle Mitglieder der AACM. Diese unterschiedlichen Künstler spielen alle in einem breiten musikalischen Spektrum, das es Drake ermöglicht, sich problemlos an nord- und westafrikanische und indische Impulse sowie an Reggae und Latin anzupassen. Obwohl er als Sideman tätig ist, widmet er seine Energie und Kreativität auch als Bandleader und konzentriert sich auf seine eigenen Gruppen und Projekte wie Bindu oder Indigo Trio.
Drake ist häufig mit der Jazzlegende Archie Shepp in verschiedenen Formationen aufgetreten. Am bekanntesten ist die Gruppe Phat Jam mit dem menschlichen Beatboxer und Rapper Napoleon Maddox. Drake arbeitet auch mit Maddox in der Jazz-Hip-Hop-Gruppe ISWHAT?! zusammen. Drake tritt mit europäischen Jazzgruppen auf, nimmt mit ungarischen Musikern wie Viktor Tóth und Mihály Dresch auf und veröffentlicht auch Projekte mit dem polnischen Saxophonisten Mat Walerian. Neben dem Schlagzeug spielt Drake auch auf der Rahmentrommel, der Tabla und anderen Handtrommeln.